Leider kommt es in letzter Zeit immer wieder vor, dass Mediafire wegen angeblicher Copyrightsverletzungen die accounts von Bloggern schließt. Letztes Opfer wurde Satyr, der sich ganz auf Mediafire verlassen hatte und dessen vier Blogs alle Opfer des Ausschlusses wurden. Vorher waren schon Jillem und Tin Ear mit ihren Blogs die Opfer von Mediafire. Das Schlimme ist, dass man diesen Hostern quasi machtlos gegenübersteht: keiner der Betroffenen bekam eine Stellungnahme von Mediafire, geschweige denn wurden berechtigte Einsprüche anerkannt oder beantwortet. Diese Politik kann man als Blogger nicht akzeptieren. Was sind die Hintergründe?
Zum einen ist darauf hinzuweisen, dass die Copyright-Regeln auch in Europa im letzten Jahr verschärft wurden. Bis dahin betrug die Frist 50 Jahre nach der Aufnahme, bis eine Tonaufnahme „public domain“ wurde und von jedem frei benutzt und verbreitet werden konnte. Im September 2011 wurde diese Frist auf 70 Jahre verlängert, so dass nun Tonaufnahmen vor dem Jahr 1942 frei sind. Dadurch sind viele interessante Aufnahmen, die Sammler interessieren, „illegal“ geworden und dürfen nicht verbreitet werden. Die 70-Jahres-Frist gilt übrigens bei Komponisten, Textdichtern und Fotografen derart, dass ihre Werke 70 Jahre nach ihrem Tod urheberrechtlich geschützt werden. Von daher, argumentierte die EU, ist es nur gerecht, wenn bei Musikern etwas ähnliches gilt. Zusätzlich wurden für Musiker, die Schallaufnahmen gemacht haben und ihre Werke an eine Plattenfirma verkauft haben, die Möglichkeit geschaffen, die Rechte an ihren Produkten zurück zu erwerben, wenn die Plattenfirma die Aufnahmen nicht länger vermarktet („use it or give it back“). Das klingt zwar alles sehr „gerecht“, man darf aber vermuten, dass die Schallplattenindustrie da ihre Hände im Spiel hatte. Noch ein paar Jährchen, und die Beatles-Aufnahmen wären frei kopierbar gewesen! Und die Callas-Aufnahmen waren es teilweise schon…
Offiziell ist also nun das meiste, was Blogger machen, illegal: Aufnahmen von vor 1942 verbreiten, oder Werke von Komponisten, die nach 1942 gestorben sind, ohne GEMA-Gebühren dafür zu zahlen (z.B. Richard Strauss, Bela Bartok). Die beigegebenen Fotos dürften auch in vielen Fällen noch Copyright-behaftet sein, auch wenn das sehr schwer herauszufinden ist. Selbst Werke, bei denen kein Copyright-Inhaber festzustellen ist ("orphan works"), sollen nach Vorschlag der EU nur von Bibliotheken verbreitet werden dürfen. Trotzdem ist das Verbreiten von älteren Aufnahmen, insbesondere wenn diese nicht mehr oder nur sehr schwer kommerziell erhältlich sind, eine wichtige Bildungsaufgabe. Diese Aufnahmen sind menschliches Kulturgut, und viele Blogger verstehen sich als Bewahrer dieser Kulturgüter und Helfer, dass sie nicht in Vergessenheit geraten. Das, was dem Inhaber, wenn er denn bekannt ist, eventuell an Gebühren verloren geht, macht allenfalls Cent-Beträge aus.
Warum nun gerade Mediafire sich so vor den Karren der Schallplattenindustrie spannen lässt, entzieht sich meiner Kenntnis. Vielleicht hat man als US-amerikanisches Unternehmen Druck bekommen und Angst, das Schicksal von Megaupload zu teilen…
Normalerweise gilt: Wo kein Kläger, da kein Richter, d.h. dass Copyright“verletzungen“ nur auf Antrag von Personen, die nachzuweisen haben, dass sie die Copyrightinhaber vertreten, verfolgt werden. Diese Nachprüfung scheint bei Mediafire zu unterbleiben. Bei Tin Ear war es eine Aufnahme aus den 50er-Jahren, die von automatischen Suchprogrammen (der Schallplatten-industrie?) fälschlicherweise als japanischer Pop-Titel von vor ein paar Jahren fehlidentifiziert wurde. Bei Satyr war es zuerst eine französische Aufnahme von 1931, die heute kaum noch ein Mensch kennt und für die es wahrscheinlich keine Copyrightinhaber mehr gibt, die den Anlass zur Sperrung gab. Hier kann man nur zu dem Schluss kommen, dass Mediafire hier die Rechte seiner User missachtet, indem eine Benennung und Aufklärung der Vorwürfe verhindert wird. Man erfährt nicht, weshalb man überhaupt angeklagt wurde bzw. bei falschen Anklagen wird nicht auf Gegenbeweise reagiert.
Ich benutze bislang Mediafire als einzigen File-Hoster und habe bisher keinen Ärger gehabt. Die genannten Beispiele zeigen mir aber, dass es mich auch jederzeit treffen kann, denn selbst bei Aufnahmen, bei denen keine Copyright-Verletzungen zu befürchten sind, macht Mediafire anscheinend nicht Halt, wenn nur jemand kommt und sie bemängelt. Ich denke, dass so etwas auch bei privaten Blogs passieren kann.
Deshalb ist die Alternative, sich einen anderen Filehoster zu suchen bzw. seine Sammlung auf mehrere Hoster zu verteilen, damit man im Falle eines Rausschmisses nicht die ganze Sammlung neu hochladen muss. Denn zu stoppen sind solche Aufnahmen, wenn sie einmal in Umlauf gebracht wurden, ohnehin nicht mehr!
In der Diskussion um „loyale“ Filehoster wurde des öfteren Zippyshare genannt. Ich habe mir dort auch einen Account zugelegt und werde es bei meinen nächsten Aufnahmen testen. Sendspace kenne ich nicht und auch kein Blog, das damit arbeitet. Was auch gut zu klappen scheint und wo man, weil ausserhalb der EU, wohl keinen Ärger zu fürchten braucht, ist der russische Anbieter
Der Nachteil hierbei: Alles ist in kyrillischer Schrift, was das Uploaden und den Lesern das Downloaden erschwert (wen man es einmal raushat, ist es aber kein Problem!). Der Übersetzer bei Google Chrome wird gut damit fertig. Der Vorteil: 200 MB-Dateien wie überall können hochgeladen werden, und beliebig viele parallele Downloads sind erlaubt und starten sofort ohne Wartezeiten. Das Blog
nutzt diesen Anbieter (nachdem der Blogger ebenfalls bei Mediafire rausgeflogen ist), und ich habe als Downloader damit nur beste Erfahrungen gemacht. So habe ich dort auch schon mal auf Vorrat einen account eröffnet…
Und dann gibt es noch Länder auf der Welt, die es nicht so genau mit der Kontrolle nehmen. Vielleicht kann man ja dort auch Blogger mit einem ähnlichen Geschmack finden, die gerne meine Aufnahmen, die jünger als 70 Jahre sind, in ihr Blog oder ihren File-Hoster aufnehmen. Daraus könnten sich ganz neue weltumspannende Verbindungen unter uns Bloggern ergeben, und das wäre doch wieder ein Gutes der viel zu restriktiven Copyright-Politik!
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I am discussing above, that Mediafire suspends many bloggers in the last time: If you are accused of copyright violation, you get no informations about the content of the accusation. Or if the accusation is demonstrably wrong, they do not react and close your account, too.
Every blogger who is using Mediafire should look for alternatives. Two are recommended above: Zippyshare and the Russian provider Narod. If you have other propositions, use the “comment”-function to this article…
Above you also find the link to European Copyright Law, which has been prolonged last year for sound recordings from 50 to 70 years. So, with most recordings you aren’t allowed to share them. But in reality, there are still many recordings to find, and I will keep on uploading old recordings from my collection, as legally as possible! I am thinking of finding Co-Bloggers in countries like Mexiko who will publish my recordings on their sites, when they are younger than 70 years. Maybe in this way, we build networks of like-minded bloggers...