Walther Ludwig (1902-1981) |
Heute starte ich mit einer Serie über den Tenor Walther Ludwig. Ludwig startete seine Karriere relativ spät im 26. Lebensjahr 1928 in Königsberg, nachdem er bereits ein halbes Medizinstudium absolviert hatte. Am Ende seiner Karriere beendete er dieses Studium noch und arbeitete einige Jahre als Arzt, bevor den Ruhestand antrat. Über Schwerin kam er 1932 als Erster Lyrischer Tenor an die Städtische Oper nach Berlin, wo er im wesentlichen bis 1945 blieb. Nach dem Krieg sang er in Wien, München und Stuttgart. Hatte er vor dem Krieg hauptsächlich für Electrola gesungen, machte er in der Nachkriegszeit relativ viele Aufnahmen für die Deutsche Grammophon. Ich verstehe nicht, warum diese Aufnahmen von der DGG noch nicht wieder veröffentlicht worden sind! Zwar ist Ludwig kein sehr temperamentvoller und "sensationeller" Sänger, aber besonders seine vielen Liedaufnahmen sind aufrichtig mitempfunden, klar und angenehm zu hören. Im Vergleich zu einem Fischer-Dieskau, der in den 60er-Jahren den Standard für Liedinterpretationen setzte, ist er wenig raffiniert und kann manchmal vielleicht etwas treuherzig und bieder wirken. Seine Interpretationen passen in die 50er-Jahre, aber können auch heute noch mit Gewinn gehört werden und werden sicher irgendwann wieder entdeckt werden. Vielleicht kann ich hier einen kleinen Beitrag dazu leisten.
Ich werde zunächst einmal seine Liedaufnahmen aus der Nachkriegszeit vorstellen, da diese für Sammler schwerer zugänglich sind als seine frühen Schellackplatten, wo er vor allem als Mozartsänger beeindruckt.
Als erstes kommt hier die "Schöne Müllerin" (auch um die Müllerin-Sammlung in diesem Blog zu erweitern!). Leider habe ich keine Aufnahmedaten der LPs und für viele LPs auch nur die Überspielungen von anderen Sammlern und nicht die Original-Cover. Ich hoffe aber, dass die Aufnahmen trotzdem Spaß machen werden!
Doppel - LP Walther Ludwig - Die schöne Müllerin |
Mein Exemplar ist eine Sonderauflage für den Bertelsmann-Schallplattenring und erschien 1962. Die Aufnahmen stammen von 1952 (siehe Kommentar von Tin Ear).
Franz Schubert: Die Schöne Müllerin op. 25
Walther Ludwig - Tenor
Michael Raucheisen - Klavier
Deutsche Grammophon PP 71143 HiFi (mono, = P 71144 + P 71145), Seiten 1 bis 3
(die Schumann-Aufnahmen von Seite 4 folgen später)
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Hier noch die biografischen Informationen vom LP-Cover, die den Angaben aus dem Sängerlexikon teilweise leicht widersprechen.
Biografische Angaben von der LP zu Walther Ludwig |
Das Sängerlexikon sagt es ausführlicher:
Ludwig, Walther, Tenor, * 17.3.1902 Bad Oeynhausen, † 15.5.1981 Lahr (Baden); er studierte zuerst Rechtswissenschaften, dann Medizinstudium an den Universitäten von Freiburg i. Br., München, Dorpat (Tartu, Estland) und Königsberg (Ostpreußen). In Königsberg erhielt er Gesangsunterricht und debütierte 1928 am dortigen Stadttheater. Jetzt gab er das Medizinstudium auf und begann eine große Sängerkarriere. 1931-32 war er am Staatstheater von Schwerin engagiert; dort sang er am 13.11.1931 in der Uraufführung von Paul Graeners Oper »Friedemann Bach« die Titelrolle. Er wurde dann 1932 an die Städtische Oper Berlin berufen. Hier erregte er Aufsehen als Mozart- Interpret und als Nemorino in »Elisir d'amore«. 1935 war er bei den Festspielen von Glyndebourne als Belmonte in der »Entführung aus dem Serail« und als Tamino in der »Zauberflöte« zu Gast. Er sang an der Grand Opéra Paris (1941 als Alfred in der »Fledermaus«) und an der Oper von Rom, am Teatro Liceo Barcelona und regelmäßig an der Staatsoper von Wien. Er blieb bis 1945 als erster lyrischer Tenor an der Städtischen Oper (Deutsches Opernhaus) Berlin tätig.
Nach dem Zweiten Weltkrieg sang er seit 1947 hauptsächlich an der Wiener Staatsoper, mit deren Ensemble er auch in Holland und England zu Gast war. 1946-48 war er an der Staatsoper von München, 1948-50 an der Wiener Staatsoper engagiert, an der er in 30 großen Rollen (darunter 13mal als Tamino) auftrat; 1951-53 sang er an der Stuttgarter Staatsoper, 1952-53 und seit 1955 als Gast an der Städtischen Oper Berlin. Er gastierte am Teatro Comunale Florenz (1949 als Belmonte in der »Entführung aus dem Serail«), an der Oper von Rom (1949 ebenfalls als Belmonte) und am Stadttheater von Basel (1951). Seit 1952 war er als Pädagoge tätig, trat aber noch bis 1964 als Liedersänger auf. Er wirkte auch in einigen Filmen mit (u.a. »Der Weg ins Freie«, 1941 mit Zarah Leander). Zu seinen Bühnenpartien zählten der Don Ottavio im »Don Giovanni«, der Idamante in »Idomeneo« und der Belfiore in »La finta giardiniera« von Mozart, der Fenton im »Falstaff« von Verdi, der Matthias im »Evangelimann« von W. Kienzl, der Châteauneuf in »Zar und Zimmermann« von Lortzing, der Hans in Smetanas »Verkaufter Braut«, der Ferdinand in »Flauto solo« von E. d'Albert, der Werther von Massenet, der George Brown in »La Dame blanche« (»Die weiße Dame«) von Boieldieu, die Titelrollen in »Hoffmanns Erzählungen« von Offenbach wie in »Fra Diavolo« von Auber, der Graf Almaviva im »Barbier von Sevilla«, der Herzog im »Rigoletto«, der Alfredo in »La Traviata«, der Pinkerton in »Madame Butterfly«, der Danilo in der »Lustigen Witwe« und der Barinkay im »Zigeunerbaron«.
Sehr große Erfolge hatte er bei den Festspielen von Salzburg, vor allem als Mozart-Interpret; er sang dort 1948 den Belmonte, 1949-50 den Tamino, 1949 das Tenorsolo in Beethovens 9. Sinfonie. Glanzvolle Konzert-Tourneen führten den vor allem als Liedersänger bekannten Künstler bis nach Südamerika. 1955 folgte er einem Ruf als Professor an die Berliner Musikhochschule. Mit 60 Jahren nahm er dann aber nochmals das seinerzeit unterbrochene Medizinstudium auf und legte 1969 sein ärztliches Staatsexamen ab. 1971 promovierte er an der Freien Universität Berlin mit der Dissertation »Musik und Medizin, Musik und Mediziner« zum Dr. med. Er war dann als Arzt in einem Sanatorium im Odenwald, später in Lahr in Südbaden tätig. - Lyrische Tenorstimme von nuancenreichem Ausdruck und feinem Stilgefühl, vor allem als Mozartsänger bedeutend.
Schallplatten: HMV (erste Aufnahmen bereits während seiner Schweriner Zeit, 1932), Polydor (seit 1939, hier Tenorsoli im Mozart-Requiem, in der Matthäuspassion und in Beethovens 9. Sinfonie), Columbia (Mozart-Arien), Urania (»Lustige Weiber von Windsor«), Decca (»Entführung aus dem Serail«), DGG (»Zar und Zimmermann«, »Jahreszeiten«, »Entführung aus dem Serail«), Melodram (Verdi-Requiem), Discocorp (»Zauberflöte«, Salzburg 1949), Preiser (Tamino in der »Zauberflöte«), DGG (Soloaufnahmen und Duett Azucena-Manrico aus dem »Troubadour« mit Elisabeth Höngen), VEB Eterna, Mercury, Koch/Schwann (Titelrolle im »Oberon« von Weber, Berlin 1937), Mitschnitte von Radiosendungen des Senders Stuttgart.
Zusammengestellt nach: Kutsch/Riemens, Sängerlexikon
Here I start with a series of recordings of the German tenor Walther Ludwig. He got famous as a Mozart singer at the Städtische Oper Berlin, where he came to in 1932. After the war he made a few LPs with Lied recordings, which are not easy to find but are unjustly forgotten today. His style is or better seems simple, but to my opinion his interpretations are true art, even if they sometimes sound a little bit musty and stuffy. Or is it just my prejudice with recordings from the fifties? Judge for yourself with the "Schöne Müllerin", accompanied by Michael Raucheisen. It was recorded 1952 (see comment by Tin Ear). The Schumann songs which are mentioned on the picture of the record cover will follow later.
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PS. I cannot offer this recording as FLAC, but in the future I will process the other Ludwig records as Wave-Files before changing them to MP3 so it will be easier to supply FLAC if you want it...