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Channel: Emilio's Blog: Living with historical recordings (mainly Opera and classical)
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Die Sängerin Elisa Stünzner (1886-1975)

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Elisa Stünzner als Oktavian


Die Sängerin Elisa Stünzner gehört, wie Charlotte Viereck, zu einer Generation von Sängerinnen an der Dresdner Staatsoper, die in den zwanziger Jahren beliebt waren und hervorragende Leistungen erbrachten, heute aber kaum bekannt sind. Bei Elisa Stünzner klingendem Nachlass ist das Problem, dass sie ihre Aufnahmen in einer Zeit machte, wo das elektrische Aufnahmeverfahren das akustische ablöste, aber noch nicht ausgereift war. Viele frühe elektrische Aufnahmen aus den Jahren 1926 und Anfang 1927 waren technisch nicht besonders gut und deshalb auf Dauer nicht konkurrenzfähig. Gleichzeitig waren die späten Zwanziger Jahre nach dem verlorenen Krieg und der überstandenen Inflation eine Zeit der relativen Armut in Deutschland, wo wenig Geld für Kultur ausgegeben wurde. So lohnten sich Neuaufnahmen meist nicht, zumal Elisa Stünzner hauptsächlich in Dresden bekannt war, und die Platten waren nur für 3 - 4 Jahre im Handel. Die mir bekannten Grammophon-Aufnahmen (von denen alle bis auf drei Seiten weiter unten heruntergeladen werden können) sind 1926 und 1927 aufgenommen worden. Im Grammophon-Katalog von 1931 sind von ihnen nur noch drei Platten (95023, 90008, 90009) gelistet. Alle anderen waren schon nicht mehr erhältlich, zumindestens in Deutschland.

Elisa Stünzner wurde 1886 geboren und studierte Gesang am Leipziger Konservatorium. 1909 debütierte sie mit einer kleine Rolle (Hirtenknabe im Tannhäuser) in Dresden und blieb dort bis zum Ende ihrer Opernkarriere 1935. In wenigen Jahren eignete sie sich das gesamte jugendlich-dramatische Repertoire an und war von Richard Strauss sehr geschätzt. Musste sie sich in der Uraufführung des Rosenkavaliers 1911 noch mit einer kleinen Partie zufriedengeben, war sie später auf den Oktavian abonniert. 1920 sang sie in der Premiere der Frau ohne Schatten die Färbersfrau und 1930 die Salome in einer Galavorstellung zum 25jährigen Jubiläum der Uraufführung des Werks unter der Leitung des Komponisten Richard Strauss. Sie sang die Uraufführungen von mehreren Liederzyklen von Ernst Krenek und war auch im Konzertsaal bewundert. Nach dem Ende ihrer Operntätigkeit unterrichtete sie an der Leipziger Musikhochschule, und nach dem Krieg an der Musikhochschule von Dresden. Sie gab noch bis 1951 Liederabende.

Rückseite der Rosenkavalier-Karte mit Widmung und Autogramm 

Insgesamt hat sie nach meiner Kenntnis 18 Plattenseiten für Grammophon aufgenommen. In meiner Auflistung unten fehlen Grammophon/Polydor 95015 mit folgenden Titeln: Lohengrin - Euch Lüften die mein Klagen (Kat. B 24332, Mx. 84 be, aufgenommen 16.X.26) und Zauberflöte - Ach ich fühl's (Kat. B 24333, Mx. 87 be, aufgenommen 18.X.26 - Die Datumsangaben stammen von CHARM). Die Titel der Grammophon 90011 sind mir nicht bekannt. Ich vermute, dass das Lied "Verschwiegene Liebe" von Hugo Wolf, das ich auf der Seite Cantabile subito gefunden habe, eine Seite davon darstellt. Vielleicht gibt es aber noch weitere Platten von ihr. Es soll auch eine Preiser-LP aus der Serie Lebendige Vergangenheit gegeben haben, die ich nicht kenne. Falls ein Leser die Platte besitzt, wäre ich für einen Scan des Covers und evtl. einer Überspielung der fehlenden Titel dankbar. Ich würde dann meine Liste ergänzen und die Titel hier veröffentlichen.

Elisa Stünzner als Elsa



Zu den Aufnahmen für Grammophon kommen vier Seiten für Parlophon mit Ausschnitten aus dem Rosenkavalier. Zwei davon sind in der Meta-Seinemeyer-Edition von Preiser veröffentlicht, weshalb ich sie hier auch anhängen kann. Es fehlen: 1. Akt "Bin von soviel Finesse charmiert" mit Meta SEINEMEYER und Emanuel LIST (Rs. von Tr. 16. Mx. 2-20943) und 3. Akt "Mein Gott" mit Meta SEINEMEYER und Grete MERREM-NIKISCH (Rs. von Tr. 17, Mx. 2-20943). Sie sind aufgenommen am 21.IX.1928.

Das Sängerlexikon erwähnt noch eine akustische Platte mit Duetten mit Max Hirzel auf dem Label »Schweizer-Tonkunstplatte«.


Elisa Stünzner - Playlist

Grammophon:
  1. Margarethe - Es war ein König in Thule (Gounod) 
      Gram 95022, Kat. B 24346, Mx. 174 bi
  2. Euryanthe - Glöcklein im Tal (Weber)   
      Gram 95022, Kat. B 24339, Mx. 177 bi
  3. Othello - Ave Maria (Verdi)
      Gram 95014, Kat. B24330, Mx. 81 be
  4. Othello - Lied von der Weide (Verdi)
      Gram 95014, Kat. B24331, Mx. 89 be
  5. Madame Butterfly - Weh mir (=Eines Tages sehn wir) (Puccini)
      Gram 95023, Kat. B24347, Mx. 517 be
  6. Tosca - Nur der Schönheit (Puccini)
      Gram 95023, Kat. B24348, Mx. 518 be
  7. Martha: Letzte Rose (Flotow)
      Gram 90008, Mx. 364 bn
  8. Schlafe, holder süßer Knabe (Schubert)
      Gram. 90012, Mx. 498 bf
  9. Ständchen (Brahms)
      Gram. 90012, Mx. 497 bf
10. Wiegenlied (Guten Abend , gute Nacht - Brahms)
       Gram. 90009, Mx. 367 bn
11. Immer leiser wird mein Schlummer (Brahms)
      Gram. 90010, Mx. 498 bf
12. Waldeinsamkeit (Reger)
      Gram. 90009, Mx. 365 bn
13. Des Kindes Gebet (Reger)
      Gram. 90010, Mx. 366 bn
14. Aus der Jugendzeit (Radecke)
      Gram. 90008, Mx. 363 bn
15. Verschwiegene Liebe (Wolf) (from www.cantabile-subito.de)
      Gram. 90011 ?

Parlophon:
16. Rosenkavalier 1. Akt - Nicht dort, das ist das Vorzimmer (Strauss)
      mit Meta SEINEMEYER, Emanuel LIST, Parlo P.9868 o. P.9660. 
      Mx. 2-20941-2 [Stünzner as Octavian sings just 4 short sentences]
17. Rosenkavalier 3. Akt - Habs mir gelobt (Strauss) [actually it starts with: 
     Marie Theres...] mit Meta SEINEMEYER, Grete MERREM-NIKISCH, Parlo 
     P.9869 o. P.9661, Mx. 2-20944-2


1-6: Orchester, Ltg. Johannes Heidenreich
7-15: Am Blüthner-Flügel: Johannes Heidenreich
16-17: Orchester, Ltg. Frieder Weissmann, rec. 21.IX.1928


Elisa Stünzner, http://sammlungen.ub.uni-frankfurt.de/manskopf/content/pageview/5493110


Stünzner, Elisa, Sopran, * 10.1.1886 Altenburg (Thüringen), † 19.9.1975 Dresden; Musikstudium am Konservatorium von Leipzig. 1909 wurde sie als Volontärin an die Dresdner Hofoper verpflichtet, (Antrittsrolle: Hirtenknabe im »Tannhäuser«), und bis zur Aufgabe ihrer Bühnenkarriere im Jahre 1935 ist sie Mitglied dieses Opernhauses geblieben. Nach weiterer Ausbildung durch Dora Erl in Dresden eignete sie sich das gesamte jugendlich-dramatische Rollenfach an. Man schätzte sie zumal in Opern von Richard Strauss; sie sang u.a. die Salome unter seiner Leitung bei einem Gastspiel an der Staatsoper von Wien; am 26.1.1911 sang sie eine kleine Partie in der Uraufführung des »Rosenkavaliers«. 1918 in der der Oper »Der Eroberer« von Jan Brandts-Buys, 1926 in der Uraufführung von »Der Protagonist« von Kurt Weill, 1927 in der von Alfred Schattmanns Oper »Die Hochzeit des Mönchs«, ebenfalls 1927 in der von »Traumland« von Jan Brandts-Buys. 1929 sang sie an der Dresdner Staatsoper in der Uraufführung der Oper »Jürg Jenatsch« von Heinrich Kaminski, 1932 übernahm sie dort in der Uraufführung der Oper »Mister Wu« von d'Albert die Partie der Mutter, 1920 in der Premiere der »Frau ohne Schatten« von R. Strauss die der Färbersfrau. Geschätzte Konzert- und Liedersängerin. 1930 sang sie in Dresden die Salome in einer Galavorstellung zum 25jährigen Jubiläum der Uraufführung des Werks unter der Leitung des Komponisten Richard Strauss. Dieser schätzte sie auch als Diemut in seiner Oper »Feuersnot«, als Octavian im »Rosenkavalier« und als Komponist in »Ariadne auf Naxos«. 1930 kreierte sie die »Fiedellieder« von E. Krenek, ebenfalls 1930 dessen »Reisebuch aus den österreichischen Alpen«, 1932 die »Gesänge des späten Jahres« vom gleichen Komponisten. Sie galt allgemein als hervorragende Interpretin zeitgenössischer Musik. 1935 verabschiedete sie sich in Dresden als Elisabeth im »Tannhäuser« von der Bühne. Sie wurde dann Professorin an der Leipziger Musikhochschule, später an der Carl Maria von Weber-Hochschule in Dresden, deren Ehrensenator sie nach Aufgabe ihrer Lehrtätigkeit wurde.

Schallplatten: elektrische Aufnahmen auf Polydor und Parlophon, eine akustische »Schweizer-Tonkunstplatte« (Duette mit Max Hirzel).
[Lexikon: Stünzner, Elisa. Kutsch/Riemens: Sängerlexikon, S. 23572 (vgl. Sängerlex. Bd. 5, S. 3382 ff.) (c) Verlag K.G. Saur]


As a young woman she changed her name from Elisabeth to Elisa
(as you see at the foot of the card)


Above you find most of the recordings of Elisa Stünzner, who sang in Dresden from 1909 to 1935 and was not only a pretty woman but also a fine singer, who was in special favour of Richard Strauss (even if Strauss tried everything to keep ALL singers who he might need in the future in good mood). She sang the Färbersfrau in the premiere of his Frau ohne Schatten and some other first stagings of contemporary operas, which are listed in the article from the Sängerlexikon above.

Stünzner recorded mainly for Grammophon and that only between 1926 and 1927, at a time where not many records were sold and when the new electrical recording method still was in its infancy. So her 18 titles for Grammophon are all rare, because they were on sale only for three or four years and sometimes (recording-) technically not very good. But they are fine sung and bring interesting and rarely recorded titles, like the Euryanthe-Aria and the two Lieder by Max Reger.

Three sides of her Grammophons are missing above (from 95015 and 90011), also some informations. If you have some of the missing records or the Preiser Lebendige Vergangenheit LP devoted to her, please let me know and send me a scan of the covers.


There are many more fine photos of Elisa Stünzner, but I will stop here... This one is from 1927, too.


PS. Here is another photo which I did not dare to copy for this blog (don't wanna pay...) of Stünzner as Euryanthe. One of the arias of this opera is on the playlist above.

http://www.bildindex.de/obj32025204.html#|home      (click on Photo to enlarge).




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