Hermann Schey auf Clangor |
Clangor bzw. "Schallplatten-Volksverband" war eine preiswerte Schallplattenmarke, die nur per Post vertrieben wurde. Es funktionierte ähnlich wie ein Buchclub: Mitglieder durften bzw. mussten drei Platten im Quartal kaufen, die dafür preiswerter als viele andere Schallplatten waren. Wenn man sechs Platten bestellte, bekam man eine gratis, ebenso wenn man neue Mitglieder warb. Die Firma existierte nach meinem Wissen von 1929 bis 1942 in Berlin. Teilweise übernahm die Clangor Aufnahmen von anderen Firmen wie Telefunken. Die meisten Aufnahmen aber waren selbst produziert. Unter Sammlern ist sie für gute Tanzmusik-Aufnahmen bekannt. Aber auch im Bereich der Klassik hatte sie einiges zu bieten. Eine der besten Serien war eine Reihe mit Aufnahmen von Schubert-Liedern aus der Schönen Müllerin oder der Winterreise mit dem Bariton Hermann Schey. Ich habe sie hier zusammengestellt und hoffe, dass es alle sind, die erschienen sind. Die Seitennummern entsprechen den Matritzennummern, und es gibt keine Lücke, so dass hier vermutlich alle Aufnahmen erfasst sind. Eine Seite habe ich aus der SLUB Dresden heruntergeladen, da ich sie nicht anders hatte. Der Titel Nr. 5 ist deshalb nur als MP3-Datei mit 160 kB/s verfügbar, die anderen sind mit 256 kB/S übertragen.
Hermann Schey singt Lieder von Schubert (Clangor 1932)
Klavierbegleiter: Michael Taube
Die schöne Müllerin
1. Wohin? Clangor M 9177
2. Halt! Clangor M 9178
3. Der Neugierige Clangor MD 9180
4. Tränenregen / Eifersucht und Stolz Clangor MD 9179
Winterreise
5. Gute Nacht Clangor MD 9175
6. Der Lindenbaum Clangor MD 9176
7. Frühlingstraum Clangor MD 9181
8. Die Krähe Clangor M 9183
9. Der Wegweiser Clangor MD 9182
10. Der Leiermann Clangor M 9184
(M = 25 cm, MD = 30 cm)
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Das Sängerlexikon gibt ihn als Bass an, während Bass-Bariton als Stimmbezeichnung sicher passender wäre. Auch die Aufnahmen bei Clangor werden nicht erwähnt.
Schey, Hermann, Baß, * 8.11.1895 Bunzlau (Schlesien), † 21.8.1981 Uerikon bei Zürich; seine Stimme wurde 1913-15 bei Henry von Dulong in Berlin ausgebildet. 1915 wurde er als Soldat eingezogen und konnte das Gesangstudium erst nach Kriegsschluß zu Ende führen. Seit 1922 betätigte er sich von Berlin aus als Konzert- und Oratoriensänger. Man bewunderte namentlich seine Kunst der Bach-Interpretation. Konzert-Tourneen brachten ihm in den europäischen Musikzentren große Erfolge. 1929 sang er in Amsterdam zusammen mit dem Concertgebouw Orchest unter Willem Mengelberg die »Kindertotenlieder« von Gustav Mahler und hinterließ dabei einen so nachhaltigen Eindruck, daß er seitdem alljährlich in Holland auftrat, vor allem in den denkwürdigen Aufführungen der Matthäuspassion von J.S. Bach unter Mengelberg. 1930 unternahm er eine große Tournee durch Polen, Rußland und die Balkanstaaten, 1932 gab er Konzerte in Paris, 1933 in Zürich. Er kreierte mehrere Lieder des Schweizer Komponisten Othmar Schoeck und sang 1930 in Berlin das Baß-Solo in der Uraufführung der Kantate »Das dunkle Reich« von Hans Pfitzne. 1934 emigrierte er als Jude nach Holland und wurde 1936 Professor am Konservatorium von Amsterdam, setzte aber seine erfolgreiche Konzerttätigkeit fort. Als Holland 1940 durch die deutschen Truppen besetzt wurde, mußte er sich bis zum Ende des Krieges im Untergrund versteckt halten. Dann nahm er seine Karriere wieder auf und wirkte beim Holland Festival und bei weiteren internationalen Festspielveranstaltungen mit. Konzertreisen führten ihn nach Deutschland, England, Österreich und in die Schweiz. 1968 bereiste er in einer triumphalen Tournee Israel. Dazu betätigte er sich weiter als Gesangslehrer. Er verbrachte seinen Lebensabend in der Schweiz.
Schallplatten: Frühe akustische Aufnahmen auf Odeon; auch Aufnahmen auf den Marken DGG, Christschall, Tri-Ergon, MMS und Concert Hall (Magnificat von J.S. Bach).
[Nachtrag] Schey, Hermann; 1933-35 trat er in Berlin in Liederabenden auf, die der Jüdische Kulturbund veranstaltete. - Schallplatten: Archiphon (Verdi-Requiem, Amsterdam 1937).
[Lexikon: Schey, Hermann. Kutsch/Riemens: Sängerlexikon, S. 21643 (vgl. Sängerlex. Bd. 4, S. 3096 ff.) (c) Verlag K.G. Saur]
Hier noch ein Foto mit Autogramm - leider mit Wasserzeichen eines Händlers |
Here I present 10 sides with exerpts from "Die Schöne Müllerin" and "Winterreise" recorded by Clangor in 1932. Clangor was a record company which sold their records by post similar to a book club. You could only buy them as a member of the "Schallplatten Volksverband" (= People's record assoziation) and then you had to buy three records in between three months. The records were relatively cheap, and the company made many fine recordings (also technically very good sounding), but also bought recordings from Telefunken and maybe some other small companies. In the classical sector there are singers like Ludwig Hofmann, Harold Freiherr von Oppenheim (an interesting tenor), Hendrik Appels, Margarete Klose (with early Lied recordings) and other singers which were in the "second row" in Berlin around 1930, but are fine, too. A few other names are Louis van de Sande, Elisabeth Ristow, Carl Jöken, Karl Friedrich (tenor), Eugen Fuchs (basso), Rudolph Galena etc.
The ten sides by Hermann Schey are, as I think, his complete recorded output of the Schubert cycles for Clangor. I always thought that he was a Dutch singer, but now I found out that actually he was born in Silesia and trained in Berlin by Henry von Dulong. His musical education was interrupted by the First World War, and in 1922 he made his debut as a concert singer. In Holland he successfully worked with Willem Mengelberg and got very popular there. In 1936 he became professor at the Amsterdam conervatory. I don't know if he was Jewish, but I think so as the Sängerlexikon mentions that he did hide for five years when the Germans occuppied Holland in 1940. After the Second World War he continiued his career as an oratorio singer and still made some LP recordings, which I do not know (but really would like to hear - if you have them, please tell me...)
In 1932 he was a fine baritone. Later he moved more to the basso repertoire. I always enjoy seriously meant recordings of or from the the Schubert Lied cycles, and these recordings are very enjoyable - comparable to Hans Duhan or Ernst Wolff. The tracks of the playlist above are in 256 kB/s MP3 exept track 5, which I downloaded from the SLUB in Dresden and so it is, as all their offered recordings, only in 160 kB/s MP3.
(Some informations about Clangor in English)