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Channel: Emilio's Blog: Living with historical recordings (mainly Opera and classical)
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1. Januar 1953 - R.I.P. Hank Williams - seit 60 Jahren

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Am 1.Januar 2013 ist Hank Williams offiziell seit 60 Jahren tot. Ihm verdanke ich meine ersten entscheidenden musikalischen Eindrücke, und deshalb kommt hier meine kleine persönliche Hommage an diesen Künstler, der in seiner Person die amerikanische Volksmusik wie kein Zweiter verkörperte und der mir das Tor zu Country, Blues und Jazz schon als kleines Kind geöffnet hat.


Meine erste Hank Williams-Platte


"Meine" erste Platte von ihm war ein 10-inch Memorial Album mit acht Hits, das meinen Eltern gehörte und das sie von meinem Onkel aus Amerika bekommen hatten. Mit zwei Jahren durfte ich den Plattenspieler bedienen, und damit begann meine Plattenleidenschaft. Bereits als Dreijähriger war die Hank Williams-EP bei mir ein vielgehörtes Album. Mit 6 Jahren bekam ich eine Spielzeuggitarre geschenkt und spielte, ohne des Gitarrespielens mächtig zu sein, "Hank Williams", und wenn ich in der Grundschule gefragt wurde, wer mein Lieblingssänger sei, kannten die anderen Kinder Hank Williams leider nicht...

Das oben abgebildete Album werde ich hier nicht verbreiten, weil die Lieder alle bekannt sind. Dafür hatte mein Vater noch zwei seltenere Hank Williams-Singles, die ich hier teilen möchte.

Hank Williams Extended Play Single MGM-EP-608


Das eine war ein Auszug aus der LP "I saw the light" mit Country-Band, Fiddle, Orgel und Background-Gesang, das andere eine Single mit "First fall of Snow" und "Someday you'll call my name", die mich noch mehr beeindruckte: nur ein Mann und eine Gitarre, und doch tat sich eine ganze Welt auf... Die Texte verstand ich damals noch nicht so ganz (meine Eltern übersetzten mir ein bisschen), und doch war ich tief beeidruckt von der emotionalen Tiefe. Auch wenn ich aus heutiger Sicht die kommerziellen und schnulzigen Seiten daran bemerke, stehe ich doch dazu, dass ich die Stücke auch heute noch gerne höre. Vintage Amerikanische Volksseele...

Sehr ergreifend für einen Sechsjährigen - und auch heute noch: At the first fall of Snow


Später, in der Mitte meines bisherigen Lebens, sind noch zwei Platten dazugekommen, die ich hier auch wiedergebe: eine Schellackplatte und eine weitere Single, die laut http://www.hankwilliamsdiscography.com   erst 1964 veröffentlicht wurde. Die Angaben dort können aber nicht so ganz stimmen: Neben Hank Williams wird lediglich Hank Snow als (voc) angegeben. Es ist aber eine ganze Band (The Drifting Cowboys) mit Background-Chor dabei, und das dort angegebene Aufnahmedatum von Juli 1953 kann auch nicht richtig sein. Da war HW nämlich schon ein halbes Jahr tot. Oder ich verstehe die Diskographie nicht richtig. Denn für die EP-Single (Track 1-4) sind dort auch (Aufnahme?-) Daten für 1953 und 1954 angegeben. 


 
Meine einzige Schellackplatte von Hank Williams



Single von 1964 ??

Das wären dann meine Original-Tonträger von Hank Williams. Zu LP-Zeiten hatte ich natürlich auch ein paar Greatest-Hits-Alben von ihm und vor ein paar Jahren kaufte ich mir noch einen schön aufgemachten 10- CD-Set "The complete Hank Williams", der aber (zum Glück) noch lange nicht wirklich komplett ist. Wenn ich einmal viel Geld habe, kaufe ich mir vielleicht noch die Rundfunkaufnahmen, die bei Bear Family erschienen sind. Andererseits: wenn man 100 Lieder von Hank Williams kennt, kennt man eigentlich alle, und so bleibe ich meinem seit ein paar Jahren bestehendem Vorsatz treu, nur Material "in echt" (und nicht nur auf Festplatte) anzuhäufen, das ich auch wirklich häufiger höre und nicht nur "besitze".

Hier also meine private Hank Williams Playlist zum 60. Todestag. Die Qualität ist nicht immer die beste, aber auf der 10-CD-Box von Mercury klingen die meisten Aufnahmen auch nicht besser (Knistern und Nebengeräusche im Hintergrund).

HANK WILLIAMS Playlist (17.IX.1932 - 31.XII.1952 oder 1.I.1953)

1. I'm Gonna sing 
2. Message to my mother
3. Thank God (Rose)
4. The Angel of Death
5. The First Fall of Snow (Rose)
6. Someday you'll call my name (Branch-Hill)
7. They'll never take her love from me (Payne)
8. Why shouldn't we try anymore
9.  You better keep it on your mind
10. Low down Blues

1-4: MGM EP 608 (45 UpM) rec. ca. 1952 ? except (3) from 1949
5-6: MGM K 12077 (45 UpM), rec. 1949, released 1955
7-8: MGM 10760 (78 UpM), rec. Jan. and June 1950
9-10:MGM K 11675 (45 UpM), rec. ca. 1952 ? released 1964?

All Songs written by Hank Williams except otherwise noted.


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Die Rückseite des Memorial Album mit einem rührseligen Brief des MGM-Produzenten an HW, der garantiert NICHT am 1.I.1953 geschrieben wurde... (This letter of his producer was surely NOT written on Jan. 1st. 1953)

Und so endete die Geschichte: Hank Williams starb auf einer 36-stündigen Fahrt zu einem Konzert, für die er einen 18-jährigen Taxifahrer engagiert hatte. Er war damals 29 Jahre alt, vermutlich schwer herzkrank, langjähriger Alkoliker und betrieb Missbrauch mit Schmerzmitteln gegen seine chronischen Rückenschmerzen. Ferner bekam er an seinem letzten Tag Morphium gespritzt und nahm Chloraldurat, ein Beruhigungs- und Betäubungsmittel. Am Abend des 31.12.1952 wurde er von zwei Hotelangestellten eines Hotels in Knoxville, wo er die Fahrt unterbrochen hatte, gegen 22.45 Uhr in das Auto getragen, das ihn zu seinem Konzert am 1.I.1953 nachmittags bringen sollte. Da er nicht ansprechbar war, war er evtl. da schon tot oder lag im Koma. Gegen 23.45 Uhr bemerkte der Fahrer, dass er blau angelaufen war. Er fuhr aber trotzdem weiter. Gegen 5.30 Uhr wurde offiziell sein Tod in einem Krankenhaus festgestellt. Der Tod könnte schon bis zu 6 Stunden früher eingetreten sein, hiess es dort. Deshalb ist es wahrscheinlich, dass Hank Williams bereits am 31.XII.1952 starb. Das offizielle Todesdatum ist der 1.I.1953.


Die Biographie von Colin Escott



Colin Escott schreibt zusammenfassend in seiner Biographie über ihn:

Das abschließende Paradoxon ist folgendes: Hank Williams hinterließ keine Tagebücher, fast keine Briefe und keine ausführlichen Interviews, und die Menschen, die ihn am besten kannten, müssen eingestehen, dass sie ihn in bestimmter Hinsicht überhaupt nicht kannten; aber trotz seiner Mehrdeutigkeit und Schemenhaftigkeit erscheint der wahre Hank Williams in seiner Musik mit erschreckender Deutlichkeit. Er entging der Schande, seine Besäufnisse und seine Affären in der Zeitung breitgetreten zu sehen, aber er hinterliess das Tagebuch seines Lebens in Versform und so überzeugend von ihm gesungen, dass wir das Gefühl haben, ihn gut zu kennen. In seinen besten Zeiten fasste er einen Augenblick oder eine Empfindung in Worte, die simpel genug waren, um sie schnell zu verstehen, aber gleichzeitg bedeutungsvoll genug, um sie immer wieder hören zu können. Das ist und bleibt die wichtigste Herausforderung an die populäre Musik.

Rückseite von EP 608










Above you find my private hommage to Hank Williams, whose music accompanies my life since my second year of life. I have made a little playlist with all the "originals" that I have in my stock exept the Memorial Album which contains only material everybody will know, who reads these lines. (And besides this: it is in no good condition - I played it to often as a little boy, when you had to put the tonearm without a lift on the record surface).

Hank Williams died on a one and a half day taxi ride to a concert sheduled for the first of January, 1953 in the afternoon. He was an alcoholic for many years and probably had a severe heart desease since a few months, which was untreated. He rode with a 18 year old taxi driver and stopped the journey because he wanted to drink alcohol, get a morphine injestion because of his chronical backache, and took Chloraldurat, a strong anesthetic and pain reliever. He collapsed in Knoxville in a hotel, where he had made a stop on the journey. Two hotel employees carried him to the car at 10.45 p.m. He showed no reaction then and was maybe dead or dying at that point of time. The driver rode on, even if he noticed that Hank Williams lying on the back seat had become blue in the face, a symptom for acute lack of oxygene (or a sign of already occurred death). At 7 a.m. on Jan. 1st, 1953 his dead was confirmed in a hospital a few 100 miles further. His hands were already cold then, and the doctor said, that the dead might have occured about six hours before. So it is probable that he already died on Dec. 31st, 1952. As the official death date Jan., 1st 1953 is given. Even if 1952 was his most successful year regarded to record sales, he didn't have much money left at the time of his death. After his death his record sales were even bigger than during lifetime, and he soon became a legend.

Rest in Peace, Hank Williams!



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