Emile Scaramberg (1863-1938) |
Vor einigen Jahren habe ich mir alle Aufnahmen des Tenors Emile Scaramberg, die ich finden konnte, aus verschiedenen Quellen zusammengestellt. Weil mich dieser Sänger immer noch fasziniert und weil seine Aufnahmen, die in den Jahren 1905 und 1906 entstanden, auch heute noch mit Genuss hörbar sind, stelle ich diese Auswahl hier vor.
Fast alle Aufnahmen erschienen auf Fonotipia |
Emile Scaramberg (so ist der Name auf den Schallplatten geschrieben, an anderer Stelle z.B. auf Fotos wird er auch Scaremberg geschrieben) wurde am 26.IV.1863 geboren und debütierte 1893 an der Opéra Comique als Richard Löwenherz in Grétry's gleichnamiger Oper. 1907 verlor er seine Stimme und musste seine Karriere als Sänger aufgeben. Andere Quellen geben an, dass er aufgrund eines schweren Unfalls mit ernsten Verletzungen seine Bühnenlaufbahn aufgeben musste. In den zwei Jahren davor machte er ca. 30 Aufnahmen für Fonotipia, von denen manche unter dem Odéon de Luxe-Label erschienen. Kurz vor seinem Rückzug von der Bühne machte er ca. 1907 noch mindestens zwei Aufnahmen bei Disques Phrynis, einem Label, dass nach dem gleichen System wie Pathé aufnahm ("hill and dale", Disque Saphir).
Eine weiteres Label von Scaramberg von der japanischen Website |
Das Sängerlexikon schreibt zu ihm:
Scaramberg, Émile, Tenor, * 1863 Besançon, † 26.2.1938 Besançon; er erhielt eine sehr sorgfältige Ausbildung am Institute Sainte-Marie in Paris (bis 1877) und bei dem Tenor É. Pellin in Paris, wurde dann aber Hornist in einer Militärkapelle. Nach weiterer Ausbildung durch Charles Nicot in Paris debütierte er 1893 an der Pariser Opéra-Comique in »Richard Coeur-de-Lion« von Grétry. Er blieb zwei Jahre an der Opéra-Comique und sang dann an den Opernhäusern von Nantes, Nizza, Marseille, Bordeaux und Vichy. Gastspiele führten ihn an die Covent Garden Oper London (1894), an die Oper von Monte Carlo und an die Hofoper von Moskau. In der Saison 1896-97 sang er an der Oper von Nizza als Partner der großen Primadonna Nellie Melba. 1897 gastierte er am Opernhaus von Antwerpen als Tannhäuser, 1898-99 trat er am Théâtre de la Monnaie in Brüssel auf. Er hatte dann aufsehenerregende Erfolge am Opernhaus von Lyon als Werther in der gleichnamigen Oper von Massenet. Bei einem Gastspiel in Bordeaux hörte ihn der Direktor der Grand Opéra Paris Pedro Gailhard und verpflichtete ihn sofort für die Saison 1903-04 an sein Haus. 1903-07 war er Mitglied der Grand Opéra von Paris (Antrittsrolle: Lohengrin). Hier wirkte er u.a. 1905 in einer wichtigen Aufführung von Glucks »Armide« mit. Er verlor plötzlich 1907 seine Stimme, mußte seine Karriere aufgeben und lebte seitdem als Pädagoge in Besançon. Zu seinen Schülern gehörten u.a. Louis Guénot und Renée Camia. – Schön gebildete Tenorstimme, die nicht nur das französische Repertoire, sondern auch Wagner-Partien beherrschte.
Seltene Schallplatten der Marken Fonotipia (Paris, 1905) und Odéon de Luxe (Paris, 1905-06).
[Lexikon: Scaramberg, Émile. Großes Sängerlexikon, S. 21456
(vgl. Sängerlex. Bd. 4, S. 3070 ff.) (c) Verlag K.G. Saur]
Ich schätze diesen Sänger sehr und höre seine Aufnahmen gerne. Bei Michael Scott kommt er nicht so gut weg: er nennt ihn provinziell und bäurisch und betont, dass er gegenüber seinen damaligen Kollegen wie Jean de Reszke und Ernest van Dyk wenig Eindruck beim Publikum machte. Da diese beiden aber fast keine Aufnahmen hinterlassen haben und wir heute nicht mehr den Vergleich haben, kann man sagen, dass er aus heutiger Sicht ein sehr zufriedenstellender Sänger ist. Hier noch der Text von Michael Scott:
EMILE SCAREMBERG (1863-1938), .a tenor whose voice had the real heroic ring, made his debut in 1893 at the Opera-Comique, in the title-role ofGretry's Richard Coeur de Lion; the following season he graduated to the Opera. But he had none of the stylish attributes likely to commend him to audiences infatuated with de Reszke. During the next few years he withdrew to the provinces —to Nantes, Vichy, Marseilles, Nice and Bordeaux. Later he went abroad as a guest to the Monnaie, Brüssels, and to Antwerp, Monte Carlo and Russia. For one season he sang at Covent Garden as Domique in a revival of Bruneau's L'Attaque du moulin, Raoul and Romeo; this last part he shared with de Reszke. Also at Covent Garden that Jubilee season were Salignac, Alvarez and van Dyck (then still in voice); in such company, Scaremberg made no impression. In 1903, after the retirement of de Reszke, the way at last open, he made his rentree into the Paris Opera as Lohengrin, following it with Romeo and Renaud in Gluck's Armide. He was to remain unlucky, however, for before he could establish himself an accident brought his career to an untimely end; during a performance he was seriously injured by some falling scenery.
Scaremberg's records show off a strong, evenly produced voice. In spite of a marked vibrato, the tone is pure, the execution clean and mostly accurate. However, his technique is not remarkable; in Sigurd's entrance from Reyer's opera, the brilliant high notes make an effect but the declamation isnot securely based. Elsewhere. in music calling for suave phrasing, there is no real legato. His manner is pedestrian and his style provincial.
Michael Scott, Record of Singing 1977, S. 63
Weitere wichtige Angaben über ihn finden sich im Beiheft der Marston-Edition "Early French Tenors", die alle (?) Fonotipia-Aufnahmen von Scaramberg, teils in verschiedenen takes enthält. Man kann die Tracklist also als eine Art Diskographie betrachten.
Bei Marston sind die Aufnahmen vermutlich besser überspielt als bei meinen Versionen, von denen ich teilweise nicht mehr rekonstruieren kann, wo ich sie herbekommen habe. Die Phrynis-Aufnahmen hat Marston aber auch nicht auf seiner CD. Den Hinweis darauf fand ich auf der Seite eines japanischen Sammlers, woher auch meine Fotos stammen:
Disque Phrynis |
Scaramberg Phrynis S-1116 |
Scaramberg Phrynis S-1117 |
Hier nun die Playlist, leider ohne die seltenen Phrynis-Aufnahmen.:
Emile Scaramberg, Fonotipia 1905-1906
1. Romeo et Juliette: Ah lève toi, soleil (Gounod)
xPh 640-2, 39172
2. Romeo et Juliette: Madrigal (Gounod) + Georgette Bréjean-Silver
xPh 728-4, Odeon 56051
3. Manon: Ah fuyez, douce image (Massenet)
xPh 641, 39174
4. La Reine de Saba: Respirez-moi, grace divine (Goldmark)
xPh 656, 39180
5. Carmen: Air de la Fleur (Bizet)
xPh 660, 39178
6. Lohengrin: Ah! respirons (Wagner)
xPh 661, 39187
7. Werther: J'aurais sur ma poitrine (Massenet)
xPh 662, 39179
8. Rigoletto: Comme la Plume au Vent (Verdi)
xPh 663, 39177
9. Rigoletto: Ballade (Verdi)
xPh 751, 39184
10. Faust: Salut, demeure chaste et pure (Gounod)
xPh 752, 56045
11. Faust: Laisser moi contempler (Gounod) + Georgette Bréjean-Silver
xxxPh 691 (35cm), Odeon 86001
12. La Favorite: Ange si pure (Donizetti)
xPh 734-1, 39359
13. Cavalleria Rusticana: O Lola (Mascagni)
xPh 665-2, 39175-2
14. Paillasse: Ne grimer (Leoncavallo)
xPh 733, 39358
15. Sigurd: Entrée de Sigurd (Reyer)
xPh 672, 39176
16. Lakmé: Fantaisie au divins Mensonges (Delibes)
xPh 687, 56049-3
17. Fedora: Air de Loris (Giordano)
xPh 673, 39173-3
18. Mireille: Anges Du Paradis (Gounod)
xPh 686, 39189-3
19. Manon: Ah fuyez, douce image (Massenet)
xPh 641-3, 56048
20. Werther: J'aurais sur ma poitrine (Massenet)
xPh 662-2, 39179
21. Werther: Pourquoi me reveiller (Massenet)
xPh 760, 39186
22. Mignon: Elle ne croyait pas (Thomas)
xPh 762, Odeon 56095
23. Si j'etais Roi: J'ignore son Nom (Adam)
xPh 763-2, Odeon 56074
Tracks 1 - 15 with Piano, Tracks 16 - 23 with Orchestra
Here I present the greatest part of the recordings of Tenor Emile Scaramberg, which I have compiled from different sources. Some biographical informations you'll find above in cutouts from Kutsch/Riemens and Michael Scott. Another valuable source are the liner notes of the edition "Early French Tenors" of Marston Records, which contains a nearly complete list of his known recordings, and the site of a Japanese collector, who shows photos of two sides of Scaramberg on Disque Phrynis, a small French label, from 1907.
There is also a French Wikipedia site, which insists on spelling the name "Scaremberg".
The same spelling can be found on a foto of Scaramberg on the Japanes website mentioned above:
Scaramberg (Scaremberg ?) als Faust |
And here you can watch Ward Marston chatting about Scaramberg while sitting on a sofa with his dog...
I guess his transfers of the records are better than mine, as he always does a very good work, but I hope you can enjoy my recordings neverteless!
PS. If you can supply some recordings not given above or photos (scans) of the Odeon de luxe labels of Scaramberg, you are welcome to contact me and give these additional informations (or music) to the other readers!
Georgette Bréjean-Silver (featured on Track 2 and 11) |
Bréjean-Silver, Georgette, Sopran, * 22.9.1870 Paris, † (?): eigentlich Georgette-Amélie Sisout; sie wurde am Conservatoire National in Paris ausgebildet, wo sie Schülerin von Mangin und Crosti war. Debüt 1890 an der Oper von Bordeaux, an der sie u.a. in den lokalen Premieren der Opern »Sapho« und »Esclarmonde« von Massenet mitwirkte und zahlreiche Koloraturpartien aus der französischen wie der italienischen Opernliteratur sang. 1894 kam sie an die Opéra-Comique von Paris (noch unter dem Namen Mme Bréjean-Gravières), wo sie als erste Rolle die Manon in Massenets gleichnamiger Oper sang. Dies war ihre Glanzrolle, und Massenet komponierte für sie zu einer Aufführung in Brüssel an Stelle der berühmten Gavotte eine Bravour-Arie, den sogenannten Fabliau (die lange Zeit in Brüssel gesungen wurde). Sie sang am 24.5.1899 an der Opéra-Comique in der Uraufführung von Massenets »Cendrillon« die Rolle der Fee. Große Karriere in Paris, Gastspiele führten sie vor allem an die Opernhäuser von Nizza und Monte Carlo. in Monte Carlo hörte man sie 1895 in der Titelpartie von Massenets Oper »Manon« und als Lakmé von Delibes, 1896 als Marguerite de Valois in den »Hugenotten« von Meyerbeer und als Leila in »Pêcheurs de perles« von Bizet. Später trat sie hauptsächlich am Théâtre de la Monnaie Brüssel auf. In ihrem Repertoire fanden sich weiter Partien wie die Angéla in »Le Domino nor« von Auber, die Philine in »Mignon« von A. Thomas, die Euridice im »Orpheus« von Gluck, die Rosina im »Barbier von Sevilla«, die Mathilde in Rossinis »Wilhelm Tell« und die Rosenn in »Le Roi d'Ys« von E. Lalo. Sie lebte dann als Pädagogin in Paris. In erster Ehe war sie mit dem Direktor des Opernhauses von Bordeaux Mr Gravières verheiratet, in zweiter Ehe mit dem Komponisten Charles Silver. 1951 lebte sie noch in Courbevois. – Brillant geführte Koloraturstimme von schwebender Leichtigkeit der Tongebung.
Schallplatten: Fonotipia und Odéon de Luxe (Paris, 1905-06). Auf Odéon de Luxe u.a. zwei Arien aus »La Belle au Bois Dormant«, einem Werk von Charles Silver, das sie 1902 kreiert hatte.
[Nachtrag] Bréjean-Silver, Georgette; sie sang im Januar 1902 am Opernhaus von Marseille in der Uraufführung der Oper »La belle au bois dormant« ihres Gatten, des Komponisten Charles Silver (1868-1949).
[Lexikon: Bréjean-Silver, Georgette. Großes Sängerlexikon, S. 2976
(vgl. Sängerlex. Bd. 1, S. 444 ff.) (c) Verlag K.G. Saur]