Phonautograph von Édouard-Léon Scott de Martinville |
Beim Stöbern auf Youtube bin ich auf ein interessantes Video über die erste Tonaufnahme von ca. 1860 gestossen. Es passt hier an diese Stelle, da ich sehr alte Tonaufnahmen faszinierend finde und gerade etwas über technische Klangbearbeitung geschrieben habe. Bei dieser frühesten Aufnahme handelt sich eigentlich nicht um eine abspielbare Aufnahme, sondern um eine graphische Aufzeichnung von Schallwellen, die, wie man heute vermutet, der Erfinder Édouard-Léon Scott de Martinville (1817-1879) selbst erzeugt hat, indem er einige Sekunden des französischen Kinderlieder "A la claire de lune, Pierrot repondit..." gesungen hat. (Den Text habe ich auch aus einem andern Youtube-Video. Der zweite Teil könnte auch "mon ami Pierrot..." heissen.)
In dem Video werden die verschiedenen Stufen der Entschlüsselung und Soundbearbeitung vorgeführt, die durch einige Forscher um David Giovannoni im Jahre 2008 mit einem nur als Bild verfügbarem "Phonautogramm" durchgeführt wurden, das mit Computerprogrammen in hörbaren Schall umgewandelt wurde. (Es stammt nach einer Angabe in dem Video vom 9.IV.1860.) Warum die Stimme wie eine Kinderstimme klingt, wird weiter unten erläutert.
David Giovannoni mit dem Phonautogramm |
Bitte schauen Sie dieses Video an (dauert eine Minute):
Youtube VIDEO (Das Video kann leider nicht eingebettet werden).
Die Entschlüsselung wurde möglich, weil auf dem gleichen Phonautogramm ein Stimmton aufgezeichnet war, der eine definierte, von Scott angegebene Frequenz hatte. An einer später von Giovannoni bearbeiteten Aufzeichnung von Scott, die auch diesen Stimmton verwendete, zeigte sich dann aber, dass die Frequenz von Scott missverständlich angegeben war. Es hatte die Frequenz in halben Amplituden statt, wie heute üblich, in vollen Schwingungen angegeben. Daraus ergab sich, dass die Aufnahme doppelt so schnell wie aufgezeichnet transkribiert worden war. Die zweite gefundene Aufnahme, die einen rezitierten Text aus einem Theaterstück enthielt und die nach dem gleichen Verfahren wie die erste per Computer umgewandelt wurde, lief eindeutig viel zu schnell. Bei einem Gesangsstück hätte es sich ja auch um eine Kinderstimme handeln können. Bei dem Sprechstück aber war kein Zweifel möglich, und so wusste man nun, dass man die Aufnahme halb so schnell abspielen musste wie oben in dem Video gezeigt. Die "richtige" Aufnahme mit der Stimme von Scott klingt nun so (für mich rein subjektiv zu langsam!):
Édouard-Léon Scott de Martinville, korrigierte Fassung von 2010 by Emilio de Gogorza
Die zweite Aufnahme mit dem rezitierten Text, von der hier die Rede war, und anhand derer die erste korrigiert wurde, wird auch in einem Youtube-Video vorgeführt (Soundaufnahme ab 1'35", der Text vorher ist aber auch interessant):
Zum Schluss noch einige Angaben zum Weiterlesen:
Die Restauratoren dieser frühen Aufnahmen haben eine Website, die weitere interessante Beispiele von sehr frühen Aufnahmen enthält sowie ein Radiofeature über die Entdeckung, die 2008 in den USA eine kleine Senstaion war (hörbarer aufgezeichneter Schall fast 20 Jahre vor dem "Nationalheiligen" Edison):
http://firstsounds.org/
Von ihr stammt auch die korrigierte Aufnahme.
Die Wikipedia-Seite über Édouard-Léon Scott de Martinville ist hier :
Édouard-Léon Scott de Martinville |
The earliest sound recording from 1860
http://www.youtube.com/watch?v=znKNQXo58pE&feature=share&list=ULznKNQXo58pE
Above you can watch a video about the earliest sound recording and with which steps of technical sound editing it was deciphered. The video contains the knowledge of 2008. There was a team of scientists (and enthusiasts) who made it possible that this sound recording, which wasn't made for playback but was only a sheet of paper with some "recorded" wavelines on it, can be listened to today. Later they found while working with a second recording, that the transfer they had made by computer was 100% too fast. When you listen to the corrected recording at half speed, which was issued in 2010 (Soundcloud bar above), you now can hear the real voice of Édouard-Léon Scott de Martinville.
The editors of these recordings have a website devoted to very early recordings and feature some (very hard to decipher but well edited) recordings from the 1880ies from the Volta laboratories. It is very interested to see how the disc recording we know today has developed during a long experimental phase. There are some discoveries on this website and also a link to a newspaper article from the New York Times from 2008, where the recordings above are described.
http://www.nytimes.com/2008/03/27/arts/27soun.html?hp
http://firstsounds.org/
I am fascinated by very old recordings and also fascinated by the possibilities of sound editing with computers, and so these recordings came to my mind.