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Channel: Emilio's Blog: Living with historical recordings (mainly Opera and classical)
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Hans Duhan - Aufnahmen für Odeon 1922-1924

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Hans Duhan als Figaro im Barbier von Sevilla


Auf Wunsch eines Lesers und auch zu meiner Freude biete ich hier die akustischen Aufnahmen von Hans Duhan an, der ja in diesem Blog schon mit der "Schönen Müllerin" vertreten ist. (Achtung! Die "Winterreise" mit ihm wird immer noch dringend gesucht! Wer kann helfen?) Die Aufnahmen erschienen auf einer Preiser-LP. Ich kaufte Sie mir 1992, als der baldige Tod der Langspielplatte vorausgesagt wurde. Die darauf zu hörenden Aufnahmen sind als Schellackplatten sehr selten und geben ein gutes Bild von den Fähigkeiten von Hans Duhan ab. Interessant ist auch die kritische Würdigung des Sängers von Dr. Anton Odelga auf dem Plattencover, geschrieben aus der Kenntnis eines regelmäßigen Wiener Opernbesuchers. Er berichtet, dass die Stimme von Hans Duhan bereits nach kurzer Zeit der aktiven Sängerlaufbahn aufgrund von Überanstrengung einen "Schatten" oder Schleier bekam, der zeitweise den Sänger am Auftreten hinderte. Wenn man seine Aufnahmen hört, bemerkt man öfter etwas Rauhes in der Stimme, das man auch für eine Folge der unzureichenden Aufnahmemöglichkeiten der damaligen Zeit halten könnte. Es ist aber offensichtlich so, dass die Stimme von Hans Duhan einen Schaden genommen hatte, von dem er zeitlebens eingeschränkt wurde. Zuletzt sang er nur noch kleinere Partien, war an der Wiener Oper aber unentbehrlich als Spielleiter, Regisseur und sogar als Dirigent. Er zeichnete sich immer aus als ein Vollblut-Musiker mit Geschmack, Geschick und Kenntnis und später noch als Lehrer. Leider lassen sich nur wenige Fotos von ihm finden.

Duettpartnerin bei zwei Aufnahmen ist Maria Gerhart, die nur wenige Aufnahmen hinterlassen hat. Ihre Biografie aus dem Sänger-Lexikon findet sich unten.

Hier sind die Aufnahmen:





DOWNLOAD MP3











Quelle: http://www.biographien.ac.at/oebl_1/103.pdf





Maria Gerhart

Maria Gerhart als Königin der Nacht, Salzburger Festspiele 1928



Gerhart, Maria, Sopran, * 10.7.1896 Wien, † 30.11.1975 Wien; sie wurde ausgebildet am Konservatorium der Stadt Wien bei Irene Schlemmer-Ambros. Sie debütierte in der Spielzeit 1917-18 an der Wiener Volksoper, sang dann 1919-20 an der Staatsoper Berlin, 1920-22 am Deutschen Theater in Prag und 1922-23 an der Oper von Frankfurt a.M., an der sie später noch oft zu Gast war. Im Jahre 1923 wurde sie an die Wiener Staatsoper berufen, an der sie bis 1939 mit glänzenden Erfolgen auftrat. 1924 Gastspiel mit dem Ensemble der Wiener Staatsoper in Amsterdam, wobei sie als Zerbinetta in »Ariadne auf Naxos« brillierte. Man feierte die Künstlerin seit 1926 bei den Festspielen von Salzburg, u.a. als Konstanze in Mozarts »Entführung aus dem Serail« (1926), als Zerbinetta in »Ariadne auf Naxos« von R. Strauss (1926) und als Fiordiligi in »Così fan tutte« (1928), vor allem aber in ihrer besonderen Glanzrolle, der Königin der Nacht in der »Zauberflöte« (1928 und 1931-33). Gastspiele führten sie nach London und Berlin, nach Paris und Brüssel, nach Mailand und München, an das Deutsche Theater von Brünn (Brno, 1927), an das Stadttheater von Basel (1931) und an die Oper von Rom, an der sie 1935 mit großem Erfolg die Zerbinetta sang. 1939 nahm sie an der Wiener Staatsoper als Gilda im »Rigoletto« von der Bühne Abschied. Aus ihrem Repertoire für die Bühne sind nachzutragen: die Lucia di Lammermoor, die Norina im »Don Pasquale«, die Leonore im »Troubadour«, die Traviata, die Butterfly, der Page Oscar im »Maskenball« von Verdi, die Titelrolle in Flotows »Martha«, die Marguerite de Valois in den »Hugenotten« von Meyerbeer, die Madeleine im »Postillon de Lonjumeau« von Adam, die Fiakermilli in »Arabella« von R. Strauss, die Marguerite im »Faust« von Gounod und der Ighino in »Palestrina« von Hans Pfitzner. Große Konzert- und Oratoriensängerin; sie zeichnete sich vor allem bei den Mozart- und Domkonzerten der Salzburger Festspiele aus. Seit 1947 bekleidete sie eine Professur an der Wiener Musikakademie. Sie war verheiratet mit dem Dirigenten Rudolf Geschwandter. - Unter den Koloratursopranistinnen ihrer Zeit durch die Brillanz der Technik und die Spontaneität der Stimmführung ausgezeichnet.

Relativ seltene akustische Odeon-Platten, darunter auch ein Duett mit Hans Duhan aus »Figaros Hochzeit«. 1984 erschien auf der dänischen Marke Danacord eine elektrische Aufnahme der Sängerin, die Arie der Königin der Nacht aus der »Zauberflöte« (aus einer Sendung von Radio Kopenhagen von 1931). Auf Koch/Schwann kamen Archivaufnahmen aus der Wiener Staatsoper heraus (u.a. als Sophie in Ausschnitten aus dem »Rosenkavalier«).
[Lexikon: Gerhart, Maria. Kutsch/Riemens: Sängerlexikon, S. 8779 (vgl. Sängerlex. Bd. 2, S. 1305 ff.) (c) Verlag K.G. Saur]


Zuletzt noch der Text eines Artikels über Hans Duhan aus einem Programmheft der Wiener Oper aus dem Jahre 1928. Das Original kann man sich in meinem anderen Blog "Oper auf Papier" anschauen.

HANS DUHAN
Von THEO FELDMANN

Mancher Stadt- und Altersgenosse denkt oft und gern der sommerlichen Ferienkolonie am Hallstättersee, wo der Sopran Hans Duhan den Chor verschönte und allmählich von sich reden machte. Winterüber konnte man ihn zu sonntägigen Messen der Erdberger Pfarrkirche singen oder Pauke schlagen hören. Duhan ist von den Musikantennatureu, denen absolutes Gehör, Kontrapunkt und unbändige Lust am tönenden Werk aus der Atmosphäre anfliegt.

Es ist etwa ein Dutzend Jahre, seit Hans Gregor den jungen Bariton an unsere Oper geholt hat - aus Troppau, wo sich Duhan im weiten „Fach" seiner Stimmlage freisingen durfte, das in Wien kaum jemals so verwaist war wie zu Kriegsbeginn. Weidemann freilich, teures Vermächtnis aus der Mahlerschen Heroenzeit, wuchtete noch in Wagners Bezirken; aber Demuth, der Unvergessliche, war dahin, Baklanoff feindlicher Ausländer, der „schwarze Bariton" Hofbauer abgewandert, Josef Schwarz desgleichen, gelegentlicher Ausflug der Buffos in die „höhere" Nachbarschaft wenig erfreulich.
Duhan, der dreiundzwanzigjäbrige hotno novus, hatte es leicht und schwer zugleich. Damals fand sich aus ganz jungen Leuten und aus ganz alten ein Publikum zusammen, aus spröd-kritischen also, für die Vergangenes immer auf Kosten des Werdenden, Lebendig-Gegen­wärtigen Recht behielt, und aus sehr gläubigen, aufgeschlossenen, dankbaren, die sich nicht erst vom Kritiker beraten ließen, wer ihnen gefallen und etwas gelten dürfe. Die einen merkten mit Genugtuung, was er unterließ, die anderen hielten sich an das, was er tat und besaß. Er betrat die Bühne und war nicht zu übersehen, auch wenn sie noch so „vollgeräumt" war. Er sang und seine Stimme war ausgesendet, nicht zurückgeschluckt in den gähnenden Raum. Dieser lyrische Bariton hatte nach oben und unten die männlich-selbstverständliche Begrenzung seiner Lage". Der ihn sang, bewegte sich frei, von keiner Atem- und Einsatzbangigkeit gehemmt, war gültiger Partner in den Ensembles, Mensch noch in der künstlichsten Arienverschlingung. Man spürte, daß er das Werk kannte, nicht bloß die „Partie"; nie widerfuhr es, daß er in den Gesangspausen seiner Rolle unbeteiligt beiseite stand. Er brachte es fertig, daß nach dem berüchtigt abgedroschenen, den Werkelmännern längst zum Fraße hingeworfenen „Zarenlied" Lortzings eine echte, stille Ergriffenheit verwunden werden mußte, ehe der Beifall losbrach. So sehr überwuchs die durchseelte Stimme den gleichgültigen Spielopernanlaß. Oder im vierten Akt des „Maskenball": die große Arie Renatos, das von Virtuosen über alle Konzertpodien geschleifte Atembravourstück! Es gewann bei Duhan seinen dramatischen, seinen menschlichen Sinn zurück. Und Duhans Papageno! Andere mißtrauen der musikalischen Tragfähigkeit, weil die Hörer ja alles mitpfeifen können und etablieren sich - für Schikaneder und gegen Mozart - mit willkürlich verändertem Sprechtext, mit Lazzis und öden Kasperliaden neben der Musik. Auch Duhans Papageno wurzelt im wienerischen Nährboden der Gestalt. Er ist um nichts weniger heiter, aber er singt seine Arietten mit so viel Laune, daß man es bedauert, wenn er dann wieder auf die trockenere Kost bloßen Redens gesetzt ist.
Nach dem Papageno, um die Einfühlungskraft und Spannweite seines Talentes darzutun, der Jochanaan in „Salome"! Den Be­quemeren, mit der Figurine Begnügten, liegt des Propheten Zisterne in einem besseren Jenseits, schon wenn sich der Vorhang über Narraboths ersten Takten hebt; bei Duhan erleben wir Anfechtung und Über­windung; qualvoll entringt sich ihm jenes: „Niemals, Tochter Ba­bylons . . . " .
Zurück zu Mozart! Denn wir haben noch von seinem Almaviva zu sprechen (er hat ihn mit dem Bittnerschen Spielgrafen im „Musikant" reizvoll verdoppelt) und von Don Giovanni, den er endlich italienisch singen müßte; mit dem deutschen Text bleibt auch der Gewandteste auf halber Strecke liegen.

Zwei Gestalten endlich, die er ganz sein Eigen nennen darf: der Legat Morone in Pfitzners „Palestrina", weltgeschichtlicher Anschauungs­unterricht mit Musik, Kapitel „Gegenreformation" und Hofmannsthal-Straußens Harlekin (Ariadne auf Naxos): feinste Artistik, zart-scheckige Heiterkeit mit fin de siecle-Trauerrand. — Der Papageno und dieser Harlekin: ein Gutteil Entwicklung der Komödie und der ganze weite Opernbogen liegt dazwischen; aus dem sinnlich-nahen Barock des achtzehnten Jahrhunderts kommend, mit der sehnsüchtigen Seele des zwanzigsten gesucht und wiedergefunden.              (ca. 1928)



***

Here you find the transfer of an old Preiser-LP (LV 196) with the early recordings of Hans Duhan. The article on the LP-cover which is given here, too, says that Duhan had a voice damage from overexertion with his lyrical bariton voice that caused him to avoid more and more the larger roles and sing more comprimarii. This overshadowed the last twenty years of his career. There were better phases where he could sing a role like Falstaff and give Lieder recitals, but he also had to make pauses. As a trained musician he also worked as conductor or stage manager at the Vienna Oper.

Above there is given another article about Duhan from 1928 from an opera program of the Vienna Oper. You can see it in full in my other blog: http://operaonpaper.blogspot.de/2013/06/wiener-oper-1928-1930-jonny-spielt-auf.html

In two of the duets he sings with Maria Gerhart, who left only a few recordings.A few informations and two photos are shown above.


DOWNLOAD MP3 (same as above)


PS: I am still searching for a complete recording of his "Winterreise". Can anyone help?



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