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Channel: Emilio's Blog: Living with historical recordings (mainly Opera and classical)
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Richard Tauber singt Lieder von Schubert und Schumann

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Richard Tauber Wien 1933


Bereits gut ein Jahr vor den Aufnahmen von Hans Duhan auf HMV brachte die Odeon 1927 ein Album mit Aufnahmen von Richard Tauber heraus, das auf sechs 25-cm-Platten zwölf Lieder aus der Winterreise enthielt. Welch ein Unterschied zu den Aufnahmen von Hans Duhan! Nicht nur dadurch, dass Tauber ein Tenor und Duhan ein Bariton war, setzen die Aufnahmen ganz unterschiedliche Schwerpunkte. Richard Tauber hatte das wesentlich schönere Stimm-Material. Seine Aufnahme setzt ganz auf Legato und das Spiel mit den Registern der Stimme und seiner Fähigkeit zu wunderschönen Pianissimi. Sein stärkerer Gefühlseinsatz durch sein Ausspielen der Kontraste erscheint aus heutiger Sicht manchmal unangemessen. Dennoch singt er enorm musikalisch, und die Aufnahmen haben ein klares "Gesicht" und ein eigenes Profil, dem man die Mühelosigkeit des Singens staunend anmerkt. Seine emotionale Haltung zum Helden des Zyklus ist weniger einheitlich und eindeutig als bei Duhan: scheinbar zärtliche und innige Momente (Frühlingstraum, Post) wechseln sich mit effektvoll eingesetzten Ausbrüchen (die Steigerung in der ansonsten lyrisch angelegten "Krähe" oder das Wort "matt" im Wegweiser, der am Ende etwas lamoryant wird) ab. Schon das erste Lied ist vom Ansatz her eher ein Zwiegespräch mit der Geliebten im Gegensatz zur Erzählung des Scheidenden bei Duhan. Insgesamt geht Tauber den Zyklus eher lyrisch an und kommt zu Interpretationen, die sehr einprägsam und damit im wahren Sinne des Wortes eindrucksvoll sind. Ich kenne die Aufnahmen, im Gegensatz zur Duhan-Winterreise, schon seit vielen Jahren und habe sie immer gerne gehört. Zwar immer wieder mit etwas Kopfschütteln, aber insgesamt doch mit großem Vergnügen.

Hinzugefügt habe ich bei meiner Playlist weitere Liedaufnahmen von Tauber von Schubert und Schumann, einige mit Orchesterbegleitung. Unter den vielen hundert Aufnahmen von Tauber (ich habe keine gedruckte Diskographie zur Hand, um es genau zu sagen) gibt es viele schöne Liedaufnahmen. Bereits zu Beginn seiner Aufnahme-Karriere ab 1919 nahm er viele Lieder auf (hier vertreten: Dichterliebe und Schumanns Wanderlied). Diese Fähigkeit von Tauber ist heute durch seine Operetten-Erfolge etwas in Vergessenheit geraten. Fast alle seine Liedaufnahmen sind sehr gut. Hier möchte ich besonders die Schumann-Aufnahmen mit Percy Kahn hervorheben, die hervorragend sind. Das dritte Lied aus der Dichterliebe ("Die Rose, die Lilie...") singt er auf einem Atem, ohne zwischendurch Luft zu holen. Das ist zwar ein bischen Show, aber... er kann's!



Richard Tauber singt Lieder von Schubert und Schumann



Die Winterreise (Schubert)

  1. Gute Nacht (Nr. 1, Matrix Be 5849-1)
  2. Der Lindenbaum (Nr. 5, Matrix Be 5851-1)
  3. Wasserflut (Nr. 6, Matrix Be 5850-1)
  4. Rückblick (Nr. 8, Matrix Be 5852-2)
  5. Frühlingstraum (Nr. 11, Matrix Be 5853-1)
  6. Die Post (Nr. 13, Matrix Be 5854-1)
  7. Die Krähe (Nr. 15, Matrix Be 5855-1)
  8. Der stürmische Morgen (Nr. 18, Matrix Be 5856-1)
  9. Der Wegweiser (Nr. 20, Matrix Be 5857-1)
10.  Das Wirtshaus (Nr. 21, Matrix Be 5858-1)
11. Mut (Nr. 22, Matrix Be 5859-1)
12. Der Leiermann (Nr. 24, Matrix Be 5860-1)

 rec. 20.VI.1927, Piano: Mischa Spoliansky, Odeon O-4908 bis O-4913

Zwei Lieder von Schubert

13. Der Wanderer (Schubert, Matrix xxB 7955, O-8343)
Orchester, Dirigent Ernst Hauke, rec. 28.I.1928

14. Der Doppelgänger (Schubert, Schwanengesang Nr. 13, Matrix Be 10217-2, O-4523)
Orchester, Dirigent Frieder Weißmann, rec. 1.II.1933


Dichterliebe (Schumann)

15. Nr. 1 - 3: Im wunderschönen Monat Mai / Aus meinen Tränen spriessen /
      Die Rose, die Lilie, die Taube, die Sonne (Matrix xxB 6490, XX 80103)
16. Nr. 4, 5 und 7: Wenn ich in deine Augen seh' / Ich will meine Seele tauchen /
      Ich grolle nicht (Matrix xxB 6491, XX 80104)
Unknown Pianist, rec. ca. 1921

17. Nr. 13: Ich hab im Traum geweinet (Matrix CE 7162)
Piano: Percy Kahn, rec. Sept. 1935

Aus Myrthen op. 25 (Schumann)

18. Widmung op.25.1 (Matrix CE 7157)
19. Der Nussbaum op. 25.3 (Matrix CE 7160)
20. Aus den östlichen Rosen op. 25.25 (Matrix CE 7158)
Piano: Percy Kahn, rec. Sept. 1935

Vier Lieder von Schumann

21. Mondnacht (Matrix CE 7161)
Piano: Percy Kahn, rec. Sept. 1935

 22. Die Lotosblume (Matrix Be 5797, O-4957)
Orchester, Dirigent Ernst Hauke, rec. 17.V.1927
  
23. Die beiden Grenadiere (Matrix CE 9930)
Unknown Pianist, rec.19.VI.1939

24. Wanderlied op. 34.3 (Matrix xxB 6838, O-8036)
Piano: Dr. Karl Besl, rec. 9.III.1923



DOWNLOAD MP3



Above you find Richard Tauber's version of the Winterreise from 1927. He recorded only the half of the cycle, and his recordings differ much from the interpretations of Hans Duhan. Tauber puts on his extraordinary vocal means and the fine sound of his voice and keeps always a strict legato, which sometimes seems a bit too tender for today's ears. His strong contrasts between piano legato phrases and some emphasized highlights (for example in the "Krähe" or in "Wegweiser") seem to be a bit exaggerated. But on the other hand: what a fine singer, what impressive interpretations! I know them for many years and have always liked to listen to them , even if I have to shake my head at some moments.

Included are also other recordings of Schubert and Schumann from Tauber, who liked to record Lieder from the begin of his career on. This preference of him is today forgotten because of his great operetta career and the lots of money he earned with this. But - I just read the very fine chronology of Tauber's life by Daniel O'Hara (to be found here - it can be downloade as a pdf-file) and found that he had a high standard of living, but died as a rather poor man, who worked hard and gave often two concerts a day to earn his living during the war, which he spent in England because he could not longer travel abroad.

From the Schumann Lieder I recommend the recordings with Percy Kahn from 1935, which show him in his prime. Sometimes a bit perfumed, but beautifully sung with a great beauty and sureness. And the third Lied of the Dichterliebe ("Die Rose, die Lilie..." in track 15) is sung in one breath (or does he actually breathe in the tenth of a second after "die Eine"?). Surely this is a bit of a showpiece, but: he is able to perform this trick...




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