Die schöne Helena, Operette von Jaques Offenbach |
Wie jedes Jahr zu Neujahr verfasse ich auch diesmal wieder meinen persönlichen Jahresrückblick und -ausblick. Die Ereignisse in der Welt will ich dabei nicht kommentieren, sondern darüber nachdenken, was das Jahr für mein Blog und für meine Tätigkeit als Sammler und, sozusagen, ehrenamtlicher Hobby-Forscher gebracht hat.
Insgesamt war für mich 2016 ein Jahr der Vorbereitung und (noch) nicht der reichen Ernte. In diesem Blog sind nur neun Beiträger erschienen. Der wichtigste war wohl der über Charlotte Viereck, der wirklich neue Daten und Fakten zutage gefördert hat, die bisher so noch nicht bekannt waren. Ihn zu schreiben und das mir zur Verfügung stehende Material aufzuarbeiten und in meinem anderen Blog komplett zur Verfügung zu stellen, hat mich mehrere Monate Arbeit gekostet. Auch für 2017 habe ich einige neue Projekte in Planung und Arbeit, von denen mich manche schon mehrere Jahre beschäftigen. Einerseits möchte ich dabei meinen selbstgesetzten Qualitätsstandard halten, andererseits befriedigt es mich nicht, nur alle paar Monate einen Beitrag zu publizieren. Ich möchte im nächsten Jahr mehr Masse an Aufnahmen zur Verfügung stellen. Dazu habe ich seit April 2016 den kompletten Bestand der Sächsischen Landes- und Universitätsbibliothek durchgeschaut, durchgehört und habe eine Menge davon heruntergeladen. Es waren ca. 19.800 Schelllackseiten, die ich im Netz besucht habe, und ich bin pünktlich vor Jahresende am 27. Dezember, also gerade vor ein paar Tagen, damit fertig geworden. Ungefähr 10.000 davon habe ich mir heruntergeladen (was allein ungefähr 60.000 Klicks mit der Maus bedeutet und sekunden- bis minutenlange Wartezeiten bei jeder Aufnahme).
Warum habe ich das getan? Neben der persönlichen Neugier, die mich antrieb, würde ich lieber meine knappe Zeit dafür verwenden, Zusammenstellungen zu machen und meinen Lesern Überblicke über bestimmte Genres, bestimmte Sänger oder bestimmte Schallplattenfirmen zu geben, als die zeitaufwendige Arbeit selbst zu übernehmen, jede einzelne Aufnahme zu digitalisieren, die ich hier veröffentliche. Deshalb möchte ich verstärkt mit bereits vorliegenden überspielten Aufnahmen aus verschiedenen Quellen arbeiten, anstatt alle Arbeit selbst zu machen. Damit geht man dann aber mehr als bisher das Risiko ein, Ärger wegen angeblicher Urheberrechtsverletzungen zu bekommen. Auch wenn die Blogs kaum vergleichbar sind, möchte ich nicht, dass es mir so ergeht wie dem großen Klassik-Blog Radiomelasudas, das Anfang Dezember sang- und klanglos von Google geschlossen wurde und dessen Spuren kaum noch im Netz zu finden sind: Gestern noch 50.000 Besucher pro Tag und dann von heute auf morgen für immer weg ohne Nachruf und Ansprechpartner...
Für das neue Jahr plane ich eine neue Reihe mit "Essential Historical Recordings", die Werke aus der Geschichte der Musikaufnahme, die jeder Liebhaber historischer Aufnahmen kennen (und haben) sollte, beinhalten wird.
Das nächste große Projekt, von dem ich gehofft hatte, dass es schon dieses Jahr reif für die Veröffentlichung ist, ist eine umfangreiche Diskographie der Matrixnummernserie der Deutschen Grammophongesellschaft mit den Kennbuchstaben as. Die Aufnahmen entstanden in den Jahren 1919 bis ca. Anfang 1926 und umfassen sowohl wichtige und bekannte wie auch unbekannt gebliebene Aufnahmen von Sängern, Orchestern, Dirigenten und manchmal auch Künstlern mit populärer Musik (Kleinkunst). Ich habe bereits vor über 30 Jahren begonnen, diese Nummern zusammenzutragen (es zwischendurch aber 20 Jahre liegen gelassen), und merke jetzt, wo ich es dann doch veröffentlichen möchte, wie viel editorische Feinarbeit noch zu tun ist und wie viele Fehler und Fragen noch offen sind. Immerhin umfasst die Liste bisher 37 Seiten, und ich bin jetzt zusammen mit Freunden dabei, alles noch einmal durchzusehen und schließbare Lücken noch zu schließen, bevor die erste Version in die Welt hinaus geschickt wird. Ich werde es noch einmal nachzählen, aber ich schätze, dass mittlerweile 1300 bis 1400 Aufnahmen aus der Spanne zwischen 1 as und 2212 as (letzte bekannte Aufnahme) aufgelistet sind. Es soll dann auch eine PDF-Version zum Download geben.
Wenn ich es schaffe, wird es 2017 auch noch einen großen Artikel über den heute fast unbekannten Komponisten Max Kowalski geben, ergänzt mit Aufnahmen des von mir sehr geschätzten Baritons und Pianisten Ernst Wolff.
Und noch ein Thema gibt es, mit dem ich mich seit diesem Jahr befasse: ich habe mein Interesse am Genre Operette entdeckt und mir einige Bücher dazu besorgt. Im Buch "Welt der Operette" von Arnbom, Clarke und Trabitsch (Wien 2011), das als Begleitbuch zu einer Ausstellung erschien, heißt das erste Kapitel bezeichnenderweise "Die Geburt der Operette aus dem Geist der Pornographie": Es beschreibt, wie die Offenbach-Operetten im Paris ihrer Entstehungszeit (nicht nur für damalige Zeiten) knallharten Sex auf die Bühne brachten. Als das Genre nach Wien importiert wurde und immer mehr Menschen in den Bann zog, ging dieser Aspekt immer mehr verloren, bis zuletzt nur noch eine Heile-Welt-Idylle eine Rolle spielte und den Niedergang des Genres besiegelte. So habe ich als Kind auch Operette kennen und hassen gelernt: Als süßlich-klebrige Radiomusik zur Untermalung des sonntäglichen Kaffetrinkens. Wenn ich dagegen "back to the roots" gehe und mir die alten Ansichtskarten anschaue (ein Sammelgebiet, was für mich immer interessanter wird), sehe ich eine ganz andere Welt, die mir interessant, authentisch und kennenswert vorkommt. Danach habe ich auch das Bild zu meinem heutigen Beitrag ausgesucht: Eine Offenbach-Operette mit unbekannten Darstellern, aber selbst wenn die Dame doch einen BH tragen sollte, täuscht sie auf dem Foto die Barbusigkeit gekonnt vor und lässt den erotischen Reiz der Operette hochleben.
Ich wünsche allen Lesern meines Blogs ein gutes, gesundes und segensreiches Jahr 2017!
In my last year's retrospect I find that for me 2016 was a year of preparing new projects and not a year of a big published output. The reason is that I have looked through and sometimes listened to all of the 19.800 shellack sides that are accesable at the Sächsische Landes- und Universitätsbibliothek (SLUB) and have downloaded quite a few. This took much of the time I had for my hobby. For 2017 I am planning to start a greater output in this blog with sources beyond my own collection, and maybe some of the SLUB-recordings will appear in this blog in the next year in a thematical context. I am also planning a series of "Essential Historical Recordings". Right now I prepare a dicography of a huge late acoustical matrix series of the Deutsche Grammophon which will appear here in this blog, and I also will publish as many recordings from this matrix series as possible.
The photo is a tribute to my newly evoked interest for the genre of the operetta and the erotical and satirical aspects of this genre. Some day it will also find a way into my blogs. The soon coming first recording of the "Fledermaus" from 1907 will be the start for that...
I wish all readers of my blog a good, healthy and blessed year 2017! Keep on listening and keep on networking with other collectors to prevent our acoustical heritage from oblivion. And I am always open if someone who has not the energy to run his own blog wants to publish some good recordings or unknown sources in my blog, just like the starting picture says - where someone likes to join a small group of ... collectors? Why keep your treasures for you alone - Just share it with friends... (Translation of the text on the starting picture: Let me be the third in your union!)